AOK-Chef Günter Schober unterwegs auf "Pflegetour"

Passau: Immer
mehr ältere Menschen brauchen Pflege und nehmen diese ambulant in Anspruch. Das
Passauer Land ist mittlerweile als Gesundheitsregion zertifiziert und da ist es
für AOK-Direktor Günter Schober als Vertreter der größten Krankenkasse
unbedingt notwendig, dass auch in Sachen Pflege in die Zukunft investiert wird.
Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, den Service und die Zufriedenheit
auszubauen, aber auch um für Betroffene die bestmögliche Pflege
sicherzustellen, hat Schober ein ambulantes Pflegeteam des BRK-Kreisverbandes
begleitet. "Es geht darum, dass Entscheidungen rund um die Pflege nicht nur am
Schreibtisch getroffen werden, sondern dass wir genau wissen, wie die
Situationen vor Ort sind", betont Schober. Dazu sei es auch wichtig, zu wissen,
welche Höchstleistungen das Betreuungspersonal täglich bringen muss.
"Durchschnittlich betreut eine Pflegerin oder ein Pfleger circa 9 bis 15
Personen auf einer Rundfahrt", erklärt Michael Wenig, Sachgebietsleiter für
ambulante Pflege beim Roten Kreuz in Passau. Die medizinische und pflegerische
Kompetenz ist zwar der wichtigste Teil. "Unsere Mitarbeiter sind aber auch
menschlich rund um die Uhr gefordert. Traurige, weinende oder einfach
redebedürftige oder alleinstehende Patienten brauchen jemanden zum Reden.
Zuhören, Hinhören und tröstende oder aufmunternde Worten sind ein Dienst, den
unsere Mitarbeiter völlig unentgeltlich leisten, aber der die Pflege erst menschlich macht", betont Wenig. Die Pflegetour habe
Schober "näher ans Geschehen gebracht", wie er im Anschluss erklärte. Vor allem
das Spannungsfeld, in dem sich die Pfleger und Pflegerinnen tagtäglich
befinden, könne man nur aus einer solchen praktischen Fahrt erleben und
verstehen. Diese "praktische Schnittstelle" zwischen Pflegedienst und Krankenkasse
sei angesichts des demographischen und damit verbundenen gesellschaftlichen
Wandels sehr wichtig. Deswegen wolle der AOK-Direktor anregen, dass sich
Experten der Kassen, der Pflegedienste sowie Angehörige besser vernetzen
können. "So lassen sich gute Lösungen für die Patienten erarbeiten, die die
gesetzlichen und menschenmöglichen Rahmenbedingungen bestmöglich ausschöpfen",
so Schober im Gespräch mit BRK-Kreisgeschäftsführer Horst Kurzböck und dem
Vorsitzenden MdL Walter Taubeneder. Vor der Pflegetour fand bereits ein erstes
intensives Gespräch in der BRK-Geschäftsstelle statt, in dem auch die
gesellschaftlichen Herausforderungen diskutiert wurden. Bei vielen
alleinstehenden älteren Patienten fehle ein familiärer Hintergrund oder es
lässt die Arbeitssituation von Angehörigen schlichtweg nicht zu, sich bei der
Pflege des Vaters oder der Mutter einzubringen. Wie sich bei der Pflegetour
herausstellte, bietet z.B. der BRK-Pflegedienst ein umfassendes
Betreuungsangebot, durch das sich solche "gesellschaftlichen Versorgungslücken
in der eigenen Familie" optimal auffangen lassen. Gertraud Pfefferl, eine
ehemalige ehrenamtliche Rotkreuz-Helferin, ist seit einem Schlaganfall vor
eineinhalb Jahren selbst zur Pflegepatientin geworden. Sie führt heute dank der
Rundumversorgung mit Hausnotruf, Essen auf Rädern, einer Hauswirtschafterin und
regelmäßiger Betreuung und Pflege wieder ein größtenteils selbstbestimmtes
Leben in den eigenen vier Wänden.